Endlich wieder ein Interview mit einer Frau, die solo die Welt erkundet. Marlene von Couchabenteurer hat viel erlebt und gibt euch mehr als wichtige Tipps für das Alleinereisen. Meiner Meinung nach der wichtigste: lasst euch nur nicht davon abbringen, allein durch die Welt zu reisen. Alles geht, was man will, auch als Frau.
Was war dein liebstes Reiseziel, das du allein bereist hast?
Echt eine schwierige Frage. Ich glaube das war Backpacking durch El Salvador. Einfach weil mich das Land, von dem ich nicht viel Gutes im Vorfeld gehört hatte, so positiv überrascht hat. Weil es mich willkommen hieß, freundlich aufnahm und sich so ganz anders darstellte als vom Auswärtigen Amt auf deren Seiten beschrieben. Ich habe ein wunderschönes, grünes und aufregendes Land kennenlernen dürfen. Mit traumhaften Stränden, wildwüchsiger Natur, atemberaubenden Vulkanen und mystischen Maya-Stätten. Vor allem aber mit herzlichen Menschen von denen einige zu meinen Freunden geworden sind.
Ansonsten zähle ich natürlich auch Südafrika dazu. Dort war ich zum ersten Mal in einer Gruppe. Nachdem ich mich in das Land und besonders in Kapstadt verliebt habe, bin ich ein Jahr später dahin gezogen. Ganz alleine! Und genauso „alleine“ habe ich das Land dann auch für mich entdeckt, wohl wissend das es kein ungefährliches Land ist. Gerade für Frauen. Die Vergewaltigungsrate ist die höchste in der Welt! Aber ich habe mich an die Regeln gehalten, mir ist nie etwas passiert und ich habe ein großartiges Land für mich entdecken können.
Was magst du am Alleinereisen? Gibt es auch Nachteile?
Ich mag das Selbstbstimmte am Alleinereisen. Mit Partner und in der Gruppe sind Kompromisse das A&O für eine, für alle Seiten „funktionierende“, Reise. Ob es einen glücklich macht zählt dabei weniger. Wie oft ertappt man sich auf so einer Reise und sagt sich: Hier ist es schön, hier würde ich gerne bleiben. Trotzdem zieht man dann weiter, weil es der Zeitplan oder andere so wollen. Deshalb ist Solo-Reisen ein selbstbestimmtes Reisen. Nur mein Bauch und mein Herz sagen wo lang es geht. Ich entscheide was ich sehen will, wie lange ich an bestimmten Plätzen verweilen möchte, mit welchen Menschen ich mich umgebe und selbst wo ich die Nacht verbringe. Das soll nicht egoistisch klingen, aber mit Partner und in der Gruppe ist das schlicht nicht möglich. Deshalb reise ich auch gerne mal alleine.
Ein Nachteil ist ganz klar die fehlende Sicherheit, die ein Partner oder die Gruppe bieten. Gerade wenn es zu Notfällen kommt, dann sind sie ein wichtiger Rückhalt, den ich sehr schätze. Noch dazu kommt, dass man gemeinsam auch die Kosten teilt. Sei es für Unterkunft oder Ausflüge. Reist man alleine muss man alles selbst schultern oder manchmal sogar ganz darauf verzichten, weil ein Tourguide für eine Person einfach zu teuer ist.
Was muss man deiner Meinung nach als allein reisende Frau beachten?
Persönliche Sicherheit ist auf jeder Reise wichtig, ob mit oder ohne Partner. Aber wer alleine unterwegs ist, der sollte noch stärker darauf achten. Gerade als Frau. Das fängt bei der Überlegung an, wohin die Reise geht. Ich glaube wirklich, das nicht jedes Land für eine allein reisende Frau geeignet ist. Zumindest wenn man sich darin so frei bewegen möchte wie in Europa. In vielen Ländern haben Frauen einfach kein Ansehen und ihre Rechte werden mit Füßen getreten. Selbst als weiblicher Gast wird man herabwertend behandelt und dem möchte ich mich einfach nicht aussetzen. Deshalb betrachte ich Länder auch unter diesem Aspekt. Möchte ich dennoch in ein solches Land reisen, würde ich das in der Gruppe tun. Da sie mir Sicherheit und Rückhalt verspricht.
Grundsätzlich plane ich also anders, wenn ich mich alleine auf Reisen begebe. Zum Beispiel möchte ich nicht nachts in einer dunklen Stadt ankommen und dann noch keine Unterkunft haben. So etwas versuche ich absolut zu vermeiden. Wenn sich die Ankunftszeit nicht beeinflussen lässt, dann habe ich zumindest die erste Nacht vor gebucht und nehme mir ein Taxi zur Unterkunft, um dort auch sicher anzukommen. Was nicht heißen soll, dass ich nicht drauf los reise und oft meine Route völlig offen ist bei Urlaubsantritt. Ich kümmere mich dann einfach zwischendrin um die nötige Bleibe. Zur Not eben direkt bevor der nächste Bus oder der Flieger geht. Das gibt mir einerseits viel Freiraum und auf der anderen Seite auch die nötige Sicherheit, die mir wichtig ist.
Ich achte viel auf Sicherheit und das hat mich bisher immer unbeschadet durch die Welt gebracht. Sei es auf dem Road Trip in Afrika oder Backpack durch Lateinamerika. Ich halte mich an das, was Locals mir empfehlen, trage keinen Schmuck auf, versacke nicht in irgendwelchen Bars und stelle sicher, dass ich auch nachts den Weg zum Quartier finde. Zur Not eben mit dem Taxi. Und selbst da informiere ich mich vorher, welche Taxiunternehmen als sicher gelten. In Rio zum Beispiel gibt es Taxis, die Frauen meiden sollten. Das wissen nur viele nicht. Ich halte es daher schon für nötig, sich vorab zu informieren. Sei es über Blogs, Communities oder eben bei Locals. Auf meinen ersten Reisen war ich sicherlich auch oft naiv und blauäugig. Ganz sicher habe ich mich damit oft in richtige Gefahr gebracht. Aber ich hatte Glück das nichts passiert ist und aus dieser Erfahrung heraus habe ich mein Handeln verändert. Mir ist bewusst, dass man nie ausschließen kann, das etwas passiert. Aber ich kann das Risiko minimieren, wenn ich ich mein Handeln verändere. Und daran halte ich mich inzwischen konsequent. Die für mich wichtigste Regel ist daher, sich besonnen zu verhalten. Sich den Punkt „Sicherheit“ auch unterwegs immer wieder vor Augen zu führen und ein paar Strategien zur Gefahrenabwehr parat zu haben. Sei es das Pfefferspray in der Tasche oder das selbstbewusste Auftreten. Auch sollte man wissen, welche Plätze man, wann, zu meiden hat oder wo man im Notfall schnell Hilfe bekommt und das möchte ich jeder Frau auch unbedingt ans Herz legen.
Ich möchte nicht hören, dass man das ein oder andere nicht als Frau machen kann. Wir können alles! Wir müssen es vielleicht nur etwas anders angehen, meine Damen. Lasst euch also eure Träume nicht ausreden, lasst euch keine Angst machen oder euch einschüchtern. Entwickelt einfach Strategien alles machen zu können, wonach sich euer Herz sehnt und dann macht es auch! Ebenso das Alleinereisen.
In diesem Sinne: #get up & stay safe!
Marlene