Der ganze Ort ist voll mit Menschen. Auf den kalkweißen Mauern, an den Häuserfronten, an Fenstern und an Türeingängen leuchten die Feuer in ihren Aludosen hell in der dunklen Nacht. Egal in welche Richtung ich blicke, leuchtet mir pure Schönheit und Wärme entgegen- ob in Form der Feuer oder der Menschen. Auch wenn ich hier kaum jemanden kenne, ich habe das Gefühl herzlich eingeladen worden zu sein in eine große, liebenswürdige, herzenswarme Familie und ich fühle mich pudelwohl.
Es ist einer dieser Momente, in denen ich einfach nur pure Dankbarkeit verspüre, eine innere Freude, dass ich genau jetzt genau hier sein und all das miterleben darf. Ein Moment, der mit keinem Geld dieser Welt zu bezahlen ist und warum das Reisen und Entdecken neuer Kulturen meine Leidenschaft Nummer 1 ist.
Reisen mit chronischer Erkrankung- Meine Erkrankung
Mukoviszidose (oder kurz CF= Cystic Fibrosis), die chronische Erkrankung, mit der ich geboren wurde, ist eine vererbbare Stoffwechselerkrankung, die sich auf einen Großteil der Organe, aber hauptsächlich auf die Lunge auswirkt. Durch diesen Gendefekt funktioniert der Transport von Wasser und Salz im Körper nicht vernünftig- Menschen mit Mukoviszidose haben also Probleme mit der Atmung, häufigere Atemwegserkrankungen bis hin zu Lungenentzündungen und noch einige andere Symptome.
Was das für Menschen mit Mukoviszidose bedeutet? Viele Inhalationen, Atemtherapie, die Einnahme einer Vielzahl von Medikamenten, regelmäßige, intravenöse Antibiotikakuren von jeweils 2 Wochen, in der Regel eine niedrigere Lungenfunktion (bei mir etwa 50% der eines Gesunden), viel Husten und eine verkürzte Lebensdauer (man sagt zur Zeit etwa um die 40 Jahre). Gerade was das Reisen anbelangt ist das Hauptproblem, dass eine stinknormale Erkältung oder mehrere aufeinander folgende Erkältungen, recht schnell in etwas Schlimmeres umschlagen können.
Soviel dazu. All das bringt natürlich Hürden mit sich, was das Reisen anbelangt- Hürden, aber keine Hindernisse.
Reisen mit chronischer Erkrankung- Ängste und Sorgen
Na klar bringt das Ganze auch Ängste und Sorgen mit sich. Vor meiner ersten Reise hatte ich zum Beispiel keine Ahnung, wie ich unterwegs meine Inhalationssachen steril halten sollte. Oder ob ich mit meinen Mitreisenden mithalten könnte bei Wanderungen durch die Berge. Vor meiner ersten Soloreise war meine erste Sorge, wie ich das Inhalieren in Hostelzimmern mit 9 anderen Reisenden handhaben würde. Wird man mich nicht doof von der Seite angucken? Wird man mich komisch finden? Wird man mich bemitleiden, wenn man meine ganzen Medikamente sieht? Wie soll ich das mit all den Medikamenten bei Flugreisen machen? Und vor Allem: Was, wenn ich krank werde und es mir daraufhin richtig schlecht geht?
All diese Dinge schwirrten mir durch den Kopf und zu den allermeisten Sorgen und Ängsten kann ich sagen: Es ist meist alles weitaus unproblematischer als man denkt. Denn wo ein Wille ist, ist auch immer ein Weg und mein Wille trotz meiner Erkrankung zu reisen war ab meiner ersten Reise verdammt groß!
Bisher war das Inhalieren in Hostelzimmern kein Problem. Menschen sind meist sehr offen dir gegenüber, gerade wenn du selbst offen mit deiner Erkrankung umgehst. Es gibt keinen Grund dich zu verstecken. Klar, bekommst du hier und da mal einen neugierigen Blick oder jemand fragt mal nach. (Tatsächlich eine häufige Nachfrage bei meinen Inhalationen: „Konsumierst du da Drogen?“) Wenn die Leute aber von deiner Erkrankung wissen, können sie dich auch besser verstehen und nachvollziehen- vor Allem wenn es darum geht, was du z.B. bei gemeinsamen Aktivitäten körperlich schaffst und was nicht.
Mit der Zeit habe ich auch gute Arten und Weisen gefunden, wie ich meine Medikamente verpacke, mir diese für Flüge bescheinigen lasse, wie ich meine Inhaletten steril halte, wie ich mich unterwegs fit und gesund halte und auch wenn es einem einmal richtig dreckig geht: Es mag ein letzter Ausweg sein, aber der Rückflug ins Heimatland ist schnell gebucht und schnell vollzogen.
Ganz wichtig ist einfach, auf seine Intuition und auf seinen Körper zu hören und gut auf ihn zu achten. Klar, macht man sich Sorgen und man hat Ängste- das ist absolut normal! Man sollte sich aber durch diese nicht verrückt machen lassen oder sich sogar Dinge nehmen lassen, die man unbedingt machen möchte und für die man brennt.
Reisen mit chronischer Erkrankung- Meine Motivation
Aber warum eigentlich all das in Kauf nehmen? Weil das Reisen eine unverwechselbare, lebensverändernde Erfahrung darstellt. Das Reisen ist das, was mich und meine Sichtweisen auf die Welt grundlegend verändert hat. Es sind Erfahrungen, wie die oben beschriebene, die einen auf die beste Art und Weise erschüttern, die einem klar machen, dass die Welt und dieses Leben wunderschön ist. Wie divers unsere Kulturen, wie herzensgut die Menschen und wie atemberaubend unsere Natur ist. Und das macht es für mich alles wert.
Reisen mit chronischer Erkrankung- Träume viel, aber lebe deine Träume auch
Meiner Meinung nach ist es wichtig zu träumen, seine Fantasie zu nutzen und auch groß zu träumen- aber dabei sollte es nicht bleiben! Die Welt ist voller, endloser Möglichkeiten und gerade heutzutage stehen uns (fast) alle Türen offen. Höre also auf mit Sätzen wie „ Ich kann nicht, weil..“, sondern überlege dir lieber Gründe, weshalb es funktionieren kann! Gerade durch eine Erkrankung oder sonstige Umstände lässt man sich häufig runterziehen und sieht sich vielleicht auch selbst als Opfer- aber allein du bist die treibende Kraft in deinem Leben und allein du hast die komplette Entscheidungsmacht, über das, was passiert. Anstatt die Erkrankung als Hindernis zu sehen, die Dinge zu tun, die du gern tun würdest: Lass dich von ihr antreiben, Dinge zu riskieren, die du sonst vielleicht nicht riskieren würdest und Dinge zu tun, die du dich vielleicht sonst gar nicht trauen würdest. Also, trau dich, nimm deinen Mut zusammen, egal unter welchen Umständen du es tun musst und lebe deine Träume!
Autorenprofil
Denise, 25, schreibt auf ihrem Blog Travelous Mind über ihre Reisen mit, oder eher trotz chronischer Erkrankung. Es geht auf ihrem Blog nicht um das „Krankendasein“, sondern eher wie man positive Schlüsse aus seiner Erkrankung ziehen kann und seinen Träumen trotzdem nachgeht. Sie schreibt auch gern und viel über philosophische Dinge, über das Leben selbst und erzählt vor Allem von ihren Reisen- ob in Textform oder mit Videos.
Go Social:
Ihr findet sie unter Anderem auch auf Facebook und auf Instagram.
Hallo Denise und Katharina,
toller Beitrag, den ich selber nur unterschreiben kann. Selber bin ich seit meiner Geburt mit einer Herzerkrankung beschenkt worden. In der Schule durfte ich noch nicht mal zum Sport und heute… heute reise ich so oft und lang ich nur kann. Das schöne ist, dass ich auf Reisen nicht krank werde und nach einer Langzeitreise fitter und gesünder heim komme. Ich kann nur jeden ermutigen auf Reise zu gehen.
Ich wünsche euch Zwein und allen Anderen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein neues und gesundes Reisejahr 2017
Liebe Grüße
Jens
Lieber Jens, ganz lieben Dank für deinen Kommentar. Ich leide zwar zum Glück nicht unter einer ersten Krankheit, bin aber von starken Kopfschmerzen und diversen Unverträglichkeiten geplagt. Und das wird alles auf Reisen auch weniger. gerade hier in Südostasien habe ich das Gefühl das Klima besser zu vertragen und mich fitter zu fühlen. Ok, dazu schlafe ich natürlich auch mehr als im Deutschen hektischen Alltag.
Schöne Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr wünsche ich dir selbstverständlich auch!
Ein sehr berührender, aber auch sehr schöner Artikel! Ich finde es gut und auch mutig mit Krankheiten auf Reise zu gehen und das Leben so anzunehmen, wie es auf einen zukommt. Ich wünsche noch weiterhin schöne Erlebnisse 🙂
Liebe Grüße (an euch beide) und schöne Weihnachten 🙂
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