Influencer Konkurrenz – darum bin ich sauer

Ja, dies wird eine Abrechnung, ein leicht böser Text über einen Berufsstand, der oft so selbstfokussiert ist, dass jegliches Miteinander, der gegenseitige Support verloren geht. Es folgt ein Pamphlet gegen Influencer Konkurrenz.

Influencer Konkurrenz – soziale Medien

Schon vor Jahren schrieb ich in Blogger Support darüber, dass wir als Blogger viel mehr miteinander als gegeneinander arbeiten sollten. Noch immer sehe ich dies alles haargenauso wie damals. Doch eine Änderung gibt es: Zum damaligen Zeitpunkt war Facebook noch das tendenziell einflussreichere Medium für Blogger, mittlerweile hat Instagram eine immer grössere Bedeutung erhalten. So wird natürlich auch von Kooperationspartnern fast ausnahmslos auf das Instagram-Profil geschaut, wenn die Entscheidung gefällt werden muss, ob man mit einem Blogger zusammenarbeiten soll. Daran ist nichts Verwerfliches. Doch ich persönlich sehe Instagram, so aktiv ich auch auf der App sein mag, durchaus kritisch. Und noch kritischer sehe ich den Umgang vieler Blogger und vor allem auch Influencer mit dieser App.

Vielleicht sollten wir kurz definieren, was nun einen Blogger von einem Influencer unterscheidet, denn beide Bezeichnungen gehen zwar ineinander über, beziehen sich aber doch auf unterschiedliche Berufe. Blogger kann nur jemand sein, der auch eine Webseite mit Artikeln, also einen Blog betreibt. Zusätzlich kann natürlich ein Blogger auch als Influencer tätig sein, wenn er dementsprechend aktiv in den sozialen Medien ist. Gemeinhin spricht man jedoch von Influencern, wenn es um Youtuber oder Instagrammer geht. Letztere sind Personen, die sich bei ihrer Arbeit auf ihren Instagram-Account fokussieren und über diesen auch Product Placement betreiben.

Influencer Konkurrenz auf Instagram

Wer die App kennt, der weiß, dass hier im Profil sowohl angezeigt wird, wie viele Personen einem folgen, als auch wie vielen Personen, bzw. Profilen man selbst folgt. Nun gibt es sehr viele Influencer, die es als besonders cool erachten, wenn sie Unmengen an Followern haben, aber selbst fast niemandem zurück folgen. Gut, das könnte auf eine besonders große Popularität schließen lassen. Aber vielleicht auch auf besonders viel Egoismus und Rücksichtslosigkeit: „Ich nehme, doch ich möchte nicht geben“?!. Wenn ich persönlich mir ein Instagram-Profil anschaue, welches beispielsweise 100.000 Follower hat und selbst nur 50 zurück folgt, so denke ich mir nicht „Was für eine coole und beliebte Person“, sondern „Da hat jemand den Egoboost aber sehr nötig“. Natürlich folge auch ich nicht jeder Person zurück, die mir folgt, doch ich habe ein Verhältnis von 13.000 zu 4000. Und ich habe eine Art eigenen Ehren-Kodex: Wenn ich jemanden persönlich kennenlerne, und wir uns dann gegenseitig folgen, dieser Person entfolge ich nicht. Ausnahmen wären, wenn derjenige rassistische oder sexistische Inhalte posten sollte. Aber nicht, wenn mich einfach mal etwas ein bisschen nervt.

Alleine kämpfen gegen den Rest der Influender Konkurrenz? Bitte nicht!

Viel zu oft musste ich aber schon erleben, dass Influencer, die man zum Beispiel auf einer Pressereise kennenlernt und mit denen man also eine intensive gemeinsame Zeit erlebt, einem entweder gar nicht erst zurückfolgen, oder aber etwa eine Woche nach der Reise wieder entfolgen. Ehrlich? Ist es euch das wert, diese Influencer Konkurrenz? Ist euch der vermeintliche Fame so viel wichtiger als ein bisschen Zusammenhalt und gegenseitiges Unterstützen? Wird es eure Karriere ruinieren, wenn irgendwann in eurer Liste der Profile, denen ihr folgst, eine 1000 statt 100 steht? Wir leben vom gegenseitigen Unterstützen und selbst wenn ihr persönlich meint, diese Unterstützung nicht nötig zu haben: Seid doch einfach ein bisschen menschlich. Zum Glück gibt es auch tolle Personen, die scheinbar auch einen solchen Kodex für sich verinnerlicht haben und auch nach Jahren treue Follower bleiben selbst wenn sie selbst schon lange Instagram-Berühmtheiten sind. Auch gibt es immer wieder die Argumentation, dass man in seinem Feed nur angezeigt bekommen möchte, was einen wirklich von Herzen interessiert. Ok, wenn euch mein Content nicht interessiert, damit kann ich leben. Folgen könntet ihr aus Solidarität trotzdem, denn man kann das Profil auch auf „stumm“ stellen, so dass keine Posts von mir mehr in deinem Startfeed erscheinen. Und mal ehrlich, auch alle drei Tage mal einen Bild von mir angezeigt zu bekommen, wird man überleben, zumal Insta ja seinen Algorithmus immer mehr dahingehend anpasst, dass immer weniger Bilder überhaupt angezeigt werden.

Good vibes only, please

Wir sind nichts anderes als Kollegen

Oft habe ich auch das Gefühl, dass der gedankliche Transfer bei vielen Personen einfach nicht funktioniert, dass Social Media nun einmal ein Teil unser realen Welt, unseres gesellschaftlichen Miteinanders geworden ist. Man kann es wie ein Kollegium in einem Großraumbüro sehen. Stellt euch mal vor, da gibt es den einen Kollegen, der nie Kopierpapier nachlegt, nicht in die Kaffeekasse zahlt, aber sich als erster morgens den frisch gebrühten Kaffee einschenkt, den natürlich seine Kollegin gekocht hat, und der sich regelmäßig vom Chef loben lässt für seine tolle Arbeit, die er aber in Wirklichkeit der Praktikantin aufgedrückt hat. Ja, genau, dieser besagte Kollege macht im Edeffekt nichts anderes als der Influencer, der nicht zurück folgt oder nie liked und bei anderen kommentiert. Er verhält sich absolut egoistisch und unkollegial.

Und genau deswegen bin ich so sauer auf euch. Weil ihr nicht an die anderen denkt oder denken wollt. Weil ihr alleine kämpfen wollt, gegen die Kollegen. Weil ihr einige Tage süßlich lächelnd neben mir sitzt, aber euch ein Klick auf „Auch folgen“ zu viel abverlangt ist.

8 Kommentare

  1. Klasse! Gut geschrieben und mir aus dem Herzen gesprochen! Deshalb macht es mir schon lange keinen Spass mehr, mich auf Instagram zu tummeln. Ich verstehe auch immer noch nicht, warum die Fotos auf Instagram für manche Kooperationspartner wichtiger sind als ein gut geschriebener und informativer Blog-Artikel. Aber auch unter den Reisebloggern herrscht ein großes Konkurrenzdenken, eine kritische Auseinandersetzung ist praktisch nicht möglich, ohne dass sich jemand gleich beleidigt fühlt. Weshalb ich persönlich auf das Schreiben solcher Artikel mittlerweile verzichte.
    Lass Dich nicht unterkriegen!
    Alles Gute und weiterhin viel Erfolg!
    Ulrike

  2. Well said, liebe Katharina. Ich find’s auch total schade, dass sich Instagrammer nicht gegenseitig mehr unterstützen. Da gibt es kaum Rückhalt, kaum echte Community… Zum Glück gibt es ein paar Ausnahmen, sonst hätte ich die App längst aufgegeben ?

  3. Liebe Katharina,
    über das Thema habe ich tatsächlich auch schon öfters nachgedacht. Ich bin, weiß Gott, keine Influencerin, aber nutze trotzdem meinen Account auch geschäftlich und freue mich über jeden „echten“ menschlichen Austausch. Auch Kommentare oder Likes sollten das im Fokus haben und nicht ein plumpes „Schau auch mal auf meinem Profil vorbei“ im Sinn haben. Deinen Beitrag fand ich wirklich sehr bereichernd.
    Liebe Grüße Yvonne

  4. Hallo!
    Vielen Dank für deinen tollen Bericht.
    Ich kenne das Thema mittlerweile leider viel zu gut und habe eigentlich schon resigniert…
    Alle wollen nur noch nehmen, aber nichts geben. Überall der/die Beste sein, egal ob das dann auf Kosten von jemand anderen geht.
    Das sind dann die Momente, wo man überlegt, einfach aufzugeben, den Blog zu schließen…
    VG
    Mya

  5. Hallo Katharina,

    ich habe den Post gerade auf Facebook entdeckt. Um ehrlich zu sein, kann ich den Hype um Instagram immer noch nicht nachvollziehen. Klar, man kann auf die Schnelle mal ein Foto raushauen und so seine „Follower“ etwas an seinem Leben und Werk teilhaben lassen, aber das war’s auch schon. Irgendwann ist die Plattform verschwunden oder uninteressant geworden, und man hat ganz umsonst Unmengen an Arbeit hineingesteckt. Ein eigenes Blog ist ungleich „nachhaltiger“.

    Wir folgen auf Instagram nur Profilen, die zum Einen öffentlich sind (es sei denn, es sind Freunde) und die zum Anderen ansprechende Fotos haben, einen Augenschmaus, den man sich gern anschaut, wenn man frühs auf dem stillen Örtchen sitzt und nichts tun oder zu lesen hat. 😉

    Die zugehörigen Texte unter den Bildern lese ich nur selten. Gespräche unter den Instagram-Posts finde ich, wie bei Facebook, auch nicht sinnvoll. Schließlich verschwindet das irgendwo im Nirvana.

    Na ja, was ich sagen wollte: Instagram ist die Aufregung nicht wert. 🙂

    Liebe Grüße
    Patrick

  6. Ich bin absolut einverstanden. Würde gerne den Text teilen, wenn mein Zielpublikum (manche „Kollegen“…) nicht französischsprachig wäre 😉

  7. Super geschrieben, liebe Katharina. Genau diese Gedanken habe ich auch immer mal wieder. Ganz besonders gilt das für die Kolleginnen und Kollegen, die nach gemeinsamen Reisen nicht zurückfolgen. Ich verstehe so was nicht.
    Liebe Grüße
    Martina

  8. Geht mir genauso, ich kann das auch überhaupt nicht nachvollziehen! Hab mich da leider auch schon öfters mal geärgert über solche Fälle…

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