Weltreise Planung – über das Abschiednehmen

Eine Weltreise ist der Traum von vielen Menschen. Oft werden die Trips um die Welt in den schillernsten Farben beschrieben und bei Berichten über die Planung erfahren wir zumeist nur Organisatorisches. Doch was ist eigentlich mit den Gefühlen, die so einem wichtigen Ereignis vorausgehen, wie reagieren Familie und Freunde und was tut man gegen aufkeimende Zweifel? Genau über diese Themen hat Alex als Gastbloggerin einen schönen Artikel für euch verfasst…!

Dicke Tränen kullern mir über die Wangen, während ich meiner Familie versuche zu erklären, warum ich es für wichtig erachte, meine Wohnung und meinen Job aufzugeben, um auf große Reise rund um die Welt zu gehen. Verständnis war leider nicht unbedingt die Reaktion. Aber war das zu erwarten?

Den ersten Schritt zu tun und sich für seine Träume einzusetzen, den sicheren Hafen zu verlassen, das hat nicht nur seine romantischen Seiten. Es gibt Tage, an denen man zweifelt, traurig ist und der Traum zu einer Belastungsprobe wird. Das erfahre ich gerade am eigenen Leib. Ich bin Alex und ich gebe meine Sicherheiten auf, um mir den Traum von einer Weltreise zu erfüllen.

Weltreise Planung – die Familie zurücklassen

Es hat Jahre gedauert bis mich eines Morgens die Angst davor, alles aufzugeben, endlich nicht mehr einnahm. An dem Donnerstagmorgen war mir plötzlich klar: ich werde einen großen Schritt in Richtung Leben gehen. Es machte mir nichts mehr aus zu kündigen, meine vielen Kleider zu verkaufen und meine Wohnung aufzugeben. Ich sprühte vor Energie, vor Freude, vor Euphorie. Doch in dem Moment dachte ich nicht darüber nach, dass es Menschen geben wird, die meine Entscheidung nicht so super finden wie ich. Menschen, die sich große Sorgen um mich machen und diese auf unterschiedlichste Art und Weise äußern. Und das bekommt man als erstes in der Familie zu spüren: „Kind, wie kannst Du nur etwas aufgeben, für das so viele andere Menschen hart arbeiten müssen. Behalt doch wenigstens deine Wohnung oder wechsle den Job. Und wie kannst Du nur nach Asien reisen? Da ist es doch gefährlich.“

Palme am Strand

Asien – gefährlich? Oder einfach nur wunderschön…?!

Menschen aus meinem Umfeld sprechen mich auf meine Pläne an und bombardieren mich mit Gegenargumenten für all meine schönen Ideen. Dass es nicht jeder gut finden muss wird, was ich plane, das war mir bewusst. Dass man aber gegen so viel Negativität und fehlende Akzeptanz kämpfen muss, habe ich außer Acht gelassen. Wenn ich in den letzten Monaten etwas gelernt habe, dann, dass es anstrengend wird dagegen zu argumentieren. Man beginnt nachzugeben und sich auf Kompromisse einzulassen, nur um nicht mehr reden zu müssen. Also fängt man an, sich von seinem Plan zu entfernen und zum Beispiel darüber nachzudenken, Möbel einzulagern. Man möchte einfach nur die Diskussionen beenden. Es kann passieren, dass man sich einschüchtern lässt und anfängt an seinen Plänen zu zweifeln.

Man gab mir mal den Rat: „Erzähl nicht den Menschen alles bis ins kleinste Detail, denn das macht ihnen Angst. Schütze sie davor und schütze damit dich selbst.“ Ein kluger Rat. Seitdem erspare ich meiner Familie und auch Freunden oder Bekannten gewisse Einzelheiten meiner Reise, damit man mir nicht wieder sagt, wie gefährlich die Philippinen sind. Genauso habe ich immer wieder die Frage gestellt bekommen, wie lange ich unterwegs sein werde. Ich sage mir selbst, dass ich nicht weiß wie lange ich reisen möchte. So lange wie möglich, sagt mir mein Herz. Jedoch können mit dieser Aussage viele im Umfeld nicht umgehen, denn Sie ist zu offen formuliert. Daher ist mein offizieller Wortlaut: 5 Monate. Das erleichtert die Kommunikation und beruhigt die Mitmenschen. Für mich selbst aber, sind die 5 Monate nur eine unbedeutende Zeitangabe.

Ibiza Live live

Lebe so wie willst und wenn eine Weltreise sein Traum ist, verwirkliche ihn

Weltreise Planung – das Hab und Gut

Es ist eine gigantische Menge an Dingen, die man über die Jahre angehäuft hat. Das sollte eigentlich alles weg, aber die Angst wird mir irgendwie ins Gehirn gepflanzt und ich fange an mir Sorgen zu machen: „Was ist wenn ich doch früher zurück möchte? Dann muss ich mir alles neu kaufen? Und die Couch ist doch so schön. Soviel wie ich dafür bezahlt habe, werde ich niemals dafür bekommen. Und die Küche? Die ist doch das teuerste bei der Anschaffung!“ Hier mein Tipp: hast du dich entschieden alles wegzugeben, dann bleib bei deiner Entscheidung. Trotz aller Zweifel und Gedanken ziehe ich meine Entscheidungen nun auch durch. Ich gebe fast alles weg, denn ich weiß nicht, ob ich die Couch jemals wieder brauchen werde. Falls ich früher zurückkomme, habe ich sowieso keine Wohnung, wo ich diese hineinstellen könnte. Also bleibe ich bei meinem Plan und versuche auch hier die Unverständnis einiger nahestehender Menschen zu ignorieren.

Doch bei all der Negativität gibt es auch ein sehr schönes Gefühl: nämlich, dass ich mich von den vielen nutzlosen und unbenutzten Dingen trennen werde, die mir ohne jeglichen Sinn den Platz rauben. Ich spürt eine Art Erleichterung und Freiheit, die mich durchfährt, während die Fingerspitzen über die Stapel von Shirts gleiten, die zwei Kleiderschränke füllen. Doch auch dieser Entschluss lässt mich manchmal zweifeln. Ich habe pauschal beschlossen, alles zu verkaufen, jedoch nicht bedacht, dass es Dinge gibt, an denen ich extrem hänge. Das liebste Kleid, die schöne Laterne, die tollste Erinnerung an etwas aus der Vergangenheit. Ich werde traurig, wenn ich darüber nachdenke, dass ich das nicht behalten kann. Und so beginnt der Teufelskreis der Zweifel erneut: ein bisschen davon könnte man doch noch einlagern? Nur die zwei oder drei Sachen hier. Auch wenn mir bewusst ist, dass ich diese vermutlich nie wieder benötige. Ein perfekt inszeniertes Gefühlschaos. Wir lassen uns von unseren Konsumgütern an Orte fesseln, weil wir Angst haben, diese Dinge nicht mehr besitzen zu können. Wieviel man behält und wieviel man weg gibt, entscheidet jeder ganz für sich alleine. Aber man sollte zu seinem Wort und zu seinem Vorhaben stehen. Egal wie schwer es erscheint. Nicht vergessen, am Ende bringt so ein Prozess meistens Erleichterung.

Weltreise Planung – Was ist eigentlich mit der Liebe?

Was ist, wenn ich mich verliebe, bevor ich abeise? Ich bin Solo-Reisende. Ich möchte alleine auf Reisen gehen und ich habe den Entschluss meiner Weltreise gefasst, während ich Single bin und mein Herz frei ist. Das mit der Liebe ist jedoch eine schwierige Angelegenheit. Sie ist nicht planbar und nicht beeinflussbar. Man kann versuchen Dates zu meiden, Kontakte abzubrechen, aber wenn das Herz plötzlich höher schlägt, kann man nichts dagegen tun. Ob man seine Pläne für die Liebe aufgibt, muss man natürlich selbst entscheiden. Jeder ist nun mal seines Glückes Schmied, egal wie abgedroschen der Spruch ist. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit des gemeinsamen Reisens, doch ob ein neuer Partner die richtige Wahl für eine Begleitung ist, muss man sich genau überlegen. Eins habe ich jedoch aus meinen Kontakten zu Reisenden erfahren: Entscheidet man sich für die Liebe und das zu Hause Bleiben, kann es auch dazu kommen, dass man es später bereut, nie die Reise angetreten zu haben (Ganz klar kann es auch genauso kommen, dass man das Reisen dann bereut… Ähm nein… Reisen kann man nicht bereuen). Aber selbstverständlich ist es eine Situation, die man nicht einfach so durch Tabellen und Kalkulationen, wie bei der Planung des Budgets, berechnen kann.

Ibiza Melia Sol Beach House Love

Liebe ist unberechenbar

Ich selbst habe wegen der Liebe bereits einmal in der Vergangenheit eine Reise nicht gemacht und eins daraus gelernt: die Liebe zu einem Partner gibt uns viel, aber manchmal sollte die Liebe zu uns und unserer Leidenschaft überwiegen. Hat man diese Reise geplant, sollte man sie antreten um später nicht dem Partner/Ex-Partner die Schuld zu geben, dass man wegen ihm/ihr seinen Traum hat platzen lassen. Ich weiß, leichter gesagt als getan. Aber: zurückkehren kann man immer. Und ein kluger Mensch sagte mir mal: You have to follow your path. If it´s meant to be, your paths will cross again.

Weltreise Planung – Fazit

Die Planung einer Weltreise, einer kompletten Umstrukturierung des Lebens hat nicht nur romantische Seiten. Ich selbst leide immer wieder an so etwas  wie Müdigkeitserscheinungen. Ich habe Tage voller Vorfreude, aber auch Tage voller Zweifel. Ich bin es leid, mich immer wieder erklären zu müssen und es strengt mich manchmal an, von meinen Plänen zu berichten. Vor allem, wenn ich weiß, dass ich auf Unverständnis stoßen werde. Doch diese Reise beginnt bereits mit dem Treffen der Entscheidung, dass ich sie antreten werde. Ich wachse daran und lerne dazu. Egal wie schwer es manchmal erscheint: halt an deinen Träumen fest, denn es ist schlimmer etwas nicht versucht zu haben, als zu scheitern. Und sind wir mal ehrlich: bist du eine reisende Seele, ist jede Reise ein Gewinn!

Die Autorin

Ich bin Alex, ü30, in Polen geboren, in Deutschland aufgewachsen, Solo-Reisende und Bloggerin. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen den Mut haben, ihre Träume zu leben. Ich glaube an Karma und daran, dass wir Menschen so behandeln sollten, wie wir selbst behandelt werden möchten. Respekt, Hilfsbereitschaft und Liebe sind in unserer Welt unerlässlich. Begleite mich auf meiner Reise und lass Dir etwas Mut von mir schenken auf Meine Umwege

Alex Meine Umwege

8 Kommentare

  1. Oh Alex,

    ich kann dich so gut verstehen und es gibt kaum ein besseres Gefühl als all die Ängste einfach abzulegen und auf sich und das Leben zu vertrauen. Meine Freundin sagt immer:“ Ach, es wird nie so schlimm, wie du es dir ausmalst. Das ist hier ja kein Roland Emmerich Film!“

    Ich habe mich selten so frei und selbstbestimmt gefühlt, wie zu dem Zeitpunkt, als ich innerhalb einer Woche gekündigt und meinen halben Besitz aufgegeben habe. Jetzt geht es ans Business – und natürlich weiterreisen 🙂

    Viele Grüße!

  2. Liebe Alex,
    wie ermutigend, Dein Bericht. Ich habe auch leise Zweifel, ob ich meinen Traum umsetzen soll. Ich bin jetzt fast 70, habe mich in der Jugend nicht getraut, als au-pair ins Ausland zu gehen, habe es vor einigen Jahren als granny-au-pair gemacht. Leider war der Mann ein ziemlicher Macho, der seine Frau entsprechend behandelte und auch seine „Bediensteten“, meist junge Leute, mussten nach seiner Pfeife tanzen. Da bin ich dann nach 6 Wochen weg. War aber eine interessante Erfahrung.
    Nun will ich möglichst billig nach Australien und meine Kinder fragen mich auch, warum willst Du das tun? Was willst Du in Australien?Aber ich habe schon immer Fernweh gehabt.

  3. Bärbel, mach das…Reiselust hat nichts mit dem Alter zu tun. Das kann nicht jeder verstehen, aber darüber muss man sich hinwegsetzen…LG

  4. Liebe Alex,

    dass unsere Mitmenschen – auch oder gerade die, die uns am nächsten stehen und von denen wir und Zuspruch und Verständnis wünschen – oft mit Unverständnis reagieren, wenn wir ihnen unsere größten Herzenswünsche/Vorhaben anvertrauen, habe ich auch schon erlebt. Ich empfinde dieses Verhalten dann oft als enttäuschend und schmerzhaft und es führt letztendlich dazu, dass man seinen Mitmenschen über die Jahre immer weniger anvertraut, um sich selbst und seine Pläne zu schützen. Du hast (leider) recht, man sollte sich genau überlegen, was und wie viel man mit anderen teilt und was man besser für sich behält.
    Irgendwie verrückt, dass das Herz manchmal hüpft vor Freude und Stolz, weil man eine Entscheidung getroffen hat und im nächsten Moment etwas traurig wird, weil man gar nicht weiß, mit wem man diese Gefühle teilen kann.
    Für mehr Toleranz & Mut! Dir eine wunderschöne Reise um die Welt! =) und vielen Dank euch beiden, für´s Teilen eurer Abenteuer!
    Liebe Grüße
    Bine

  5. Liebe Bärbel,

    ich schließe mich Katharina an! Wenn es dein Herzenswunsch ist, nach Australien zu reisen, dann lass dich nicht abhalten! Klar, unsere Mitmenschen machen sich auch Sorgen, aber ich glaube auch, wie es Alex so treffend beschrieben hat, dass man etwas mehr bereut, das man nicht getan oder zumindest versucht hat, als etwas, dass man getan hat, Wenn wieder irgendetwas komisch verlaufen sollte, kannst du zurück fliegen und dir aber sagen, ich habe es getan. 😉 Alles Liebe!

  6. Ui, ich plane auch eine Weltreise zum Ende des Jahres. Lass dich nicht entmutigen und ignorier viele negative Kommentare einfach! Es ist verständlich, dass sich Familie und Freunde sorgen, dass sie dich vermissen werden. Aber dein Kampf wird sich am Ende gelohnt haben. Sieh ihn vielleicht nicht als ganz so mühselig an, sondern als positiven Kampf für dich selbst und deinen Traum – du rockst das schon!
    Und das mit der Liebe wird auch. Ich mache mir auch so meine Gedanken darüber, aber damals bin ich auch für fast sieben Monate ins Ausland gegangen, mit Freund daheim, in jungen Jahren. Hat auch alles funktioniert..
    Du kannst so arg stolz auf dich sein und das wird DAs Abenteuer deines Lebens, mit Höhen und Tiefen und wunderbarsten Erinnerungen!
    Alles Liebe,
    Yvonne

  7. Liebe Alex
    Ich fühle mich stark mit Deinen Gedanken verbunden. Mir ging es in vielen Punkten ähnlich. Irgendwann habe ich entschieden, mich mehr auf Menschen zu fokussieren, welche meinen gewünschten Weg bereits gegangen sind. Ich kenne niemanden, welcher es bereut hat, zu neuen Reiseabenteuern aufgebrochen zu sein. Somit kann das so falsch nicht sein. Genau wie Du überlege ich mir genau, wem ich wieviel Informationen weiter geben möchte. Die mich herunter ziehenden Fragen habe ich in der Zwischenzeit einfach satt.

    Mit der Liebe hast Du ein interessantes Thema angeschnitten. Natürlich ist sie nicht planbar und beeinflussbar. Echte Liebe ist für mich, wenn die Partnerin glücklich ist. Es kann sein, dass der Partner ebenfalls dem Reisefieber verfallen ist. Zusammen können die gemeinsamen Erlebnisse multipliziert werden. Wichtig scheint mir dabei, dass das Paar nicht ständig aneinander klebt sondern auch Freiraum ermöglicht. Hingegen würde ich auch nicht auf eine Reise verzichten. Dies umso mehr wenn Du einen neuen Lebebsstil auf unbestimmte Zeit leben möchtest.

    Ich denke, dass gerade in den Veränderungen, im Abschiednehmen von Dingen und Menschen, wir uns so richtig lebendig fühlen, weil wir realisieren wie vergänglich das Leben ist.

  8. Hi Alex
    Ein sehr schöner Beitrag. Besonders der Teil mit der „Liebe“ hat mich angesprochen. Ich bin aktuell knapp fünf Jahre mit meinem Freund zusammen und wir wollten eigentlich zusammen auf Weltreise gehen. Nun hat er sich doch dagegen entschieden und ich muss alleine gehen. Trotzdem finde ich es wichtig, dass ich gehe, auch wenn es ein Risiko für die Beziehung ist, denn ich denke zu bleiben wäre die falsche Entscheidung. Ich möchte ihm ja auch nicht irgendwann vorwerfen, dass ich meine Träume wegen ihm nicht leben konnte.
    Alles Liebe
    Michelle

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