Bye Bye Berlin- Welche Orte ich besonders vermissen werde

Dass Berlin absolut immer einen Besuch wert ist, das weiß man ja. Doch in einer Millionenmetropole wie dieser kann man ja schonmal ziellos verloren herumirren. Auch das ist nicht unbedingt verkehrt, entdeckt man doch auf auf diesem Weg oft spannende Ecken. Trotzdem kann der eine oder andere Tipp im Voraus als Orientierung keinesfalls schaden. Christina vom Blog On Brink ist Ex-Berlinerin und hat uns mal ihre Lieblingsspots vorgestellt – und zwar ziemlich tolle!

 

In einer Woche geht es los. Für mindestens 14 Monate werde ich meiner Wahlheimat Berlin den Rücken kehren. Der Job ist gekündigt, die Wohnung untervermietet, die Abschiedsfeten wurden gefeiert. Wie fühle ich mich dabei? Diese Frage habe ich mir spätestens dann gestellt, als Katharina von „So nah und so fern“ zum Roundup-Post aufgerufen hat: „Blogger empfehlen die Hotspots in ihrer Heimat…“ Da kam ich ins Grübeln. Was werde ich an Berlin am meisten vermissen? Es ist wie gesagt meine WAHLheimat, ich habe mich also bewusst für diese Stadt entschieden. Dementsprechend werde ich sicherlich einiges an ihr vermissen, während ich Down Under unterwegs sein werde.

Ich bin der Meinung, man geht immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn so oft ich meinen Alltag, mein deutsches 9-to-5 Leben in der Hauptstadt verflucht habe, so ist es ja doch zu dem Leben geworden, das ich mir die letzten vier Jahren nach meinen Vorstellungen aufgebaut habe.

Katharina hat mich also dazu gebracht, nochmal über meine Lieblingsorte in Berlin nachzudenken. Ich bin ihr sehr dankbar, denn so kann ich mich auch gedanklich nochmal vom „dicken B“ verabschieden.

 

Bye bye Berlin – welche Orte ich besonders vermissen werde

1. HotSpot in Berlin: mein Kiez in Charlottenburg

Charlottenburg ist was für alte Leute, für Langweiler, für Familien. Überteuert, überkandidelt, spießig. Viele sagen sogar, dass es für sie gar nicht zu Berlin gehört, sie nie einen Fuß in den Bezirk setzen. Unfassbar!

Ich liebe Charlottenburg und ich liebe meinen Kiez rund um den Richard-Wagner-Platz! Überteuert: na das möchte ich gern begründet bekommen. Sucht mal bitte nach einer Wohnung in Kreuzberg oder Friedrichshain und in Charlottenburg. Was meint ihr, wo die meisten Wohnungen mittlerweile teurer sind? Richtig, die in den hippen Szene-Bezirken. In Charlottenburg findet man durchaus bezahlbare Wohnungen im Gegensatz zu den angeblichen HotSpots im Osten der Stadt.

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Charlottenburg- für Christina der schönste Bezirk Berlins.

Schauen wir mal nach Restaurants und Cafés. Mein absoluter Lieblingsinder in Berlin heißt Himalaya: für ein Hauptgericht, das ich nie aufessen kann und somit am nächsten Mittag noch was davon habe plus einen Mango-Lassi zahle ich 10 Euro. Meiner Meinung nach ist es der beste Inder Berlins. Scheinbar stehe ich mit dieser Meinung nicht alleine da, wie ihr hier auf Yelp lesen könnt. Mein Lieblingscafé ist das Café con Amore. Alles Bio, alles selbst gemacht! Unfassbar gemütlich, unendlich lecker und absolut bezahlbar. Die Kellner/innen sind so freundlich und die Atmosphäre so heimelig und gemütlich, dass man das Café immer mit einem Lächeln verlässt. Ein großes Frühstück für zwei Personen, inklusive Eier und frischgepresstem O-Saft gibt es für 17 Euro.

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Besonders die Nähe zur Spree macht den Reiz des Wohnens in Charlottenburg aus.

Außerdem traumhaft: die Nähe zur Spree. Ich überquere einmal den Richard-Wagner-Platz und bin am Charlottenburger Ufer. Entspannung im Grünen direkt vor der Haustür. Ich liebe es einfach. Manchmal hat man das Ufer mehr oder weniger für sich allein. Auf der anderen Spree-Seite gibt es dann noch das CapRivi, ein entspannter Biergarten direkt am Wasser. Nach einer langen Leserunde genehmige ich mir dort häufig noch ein Chilli con Carne, bevor ich mich zu einem ausgedehnten Spaziergang im Schlosspark aufmache.

2. HotSpot in Berlin: Schlosspark Charlottenburg

Da ich ursprünglich aus einer winzigen Stadt komme, die von Feldern und Wäldern umgeben ist, zieht es mich nach wie vor regelmäßig ins Grüne. Wie gut, dass das Schloss Charlottenburg und der dahinter liegende Park nicht weit sind. Wenn ich vom Park spreche, meine ich nicht den sorgfältig angelegten Garten, direkt hinter dem Schloss. Dort findet man wenig Ruhe, da es ein Anziehungspunkt für Touristen ist. Ich meine das weitläufige Gelände, das hinter dem angelegten Garten liegt. Zu jeder Jahreszeit ist es dort faszinierend und man hat das Gefühl, weit weg von einer Großstadt zu sein. Ich mag diesen Park besonders, da er nicht so angelegt ist wie andere. Vieles wächst einfach wild und man weiß nie, was hinter der nächsten Wegbiegung lauert. Mein Highlight war ein Bieber, den ich dort mal beobachten konnte. Wenn ich vom CapRivi an der Spree entlang bis in den Schlosspark Charlottenburg laufe, komme ich mit aufgeladenen Akkus wieder zurück in meine vier Wände. Es ist wie ein Kurzurlaub mitten in Berlin. Für mich bleibt Charlottenburg einfach der schönste Bezirk der Stadt!

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Der Blick auf das wunderschöne Schloss Charlottenburg im kalten Berliner Winter.

Natürlich kommt es vor, dass ich meinen Kiez und Charlottenburg auch mal verlasse. So kam es zu zwei weiteren Lieblingsplätzen außerhalb Charlottenburgs.

3. HotSpot in Berlin: Holzmarkt „Pampa“

Ob nun Markt ist oder nicht – das Gelände gegenüber des Ostbahnhofs direkt an der Spree gehört definitiv zu meinen HotSpots in Berlin. Warum eigentlich genau? Ich glaube, weil es so schön undefiniert ist. Was genau ist der Holzmarkt oder die Pampa? Ich weiß es eigentlich gar nicht. Im Moment ist es einfach ein Gelände, auf dem ich mich wohl fühle, so viel steht fest. Auf Holzbänken, Baumstämmen oder einer Schaukel kann man seine Gedanken schweifen lassen. Kommt man zur passenden Zeit, findet sich hinter einem der Holztresen ein Barkeeper, der eine Erfrischung in Form von Bionade, Clubmate oder Bier zur Hand hat. Direkt vor der Nase hat man die Spree, die im Sonnenlicht glitzert. Ja, sie wird im Sonnenlicht glitzern, denn wenn sie es nicht tut und stattdessen dicke Regentropfen in unseren geliebten Fluss fallen, hat der Holzmarkt einfach geschlossen.

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Ganz entspannte Atmosphäre am Holzmarkt in Berlin.

Schaut man sich die Website des Holzmarktes an, spiegelt sich die wunderbare Vielfalt des Geländes wieder: „Rumhängen, Essen und Trinken, Spielen, Sonnenbrand holen…Kunst, Musik, Theater“ Auf diesem Gelände ist also alles möglich! Ich kann mich gerade nicht entscheiden, ob es für mich ein sogar noch hotterer HotSpot ist, wenn gerade ein Markt stattfindet oder wenn es relativ entspannt und leer ist. Beides ist toll. Auf einem der Märkte habe ich gleich zwei meiner absoluten Lieblingsohrringe erstanden, vielleicht kann ich deshalb nicht ganz neutral bewerten. Wenn gerade nichts stattfindet, ist es das schönste der Welt, seine Mädels zu schnappen und einen Nachmittag die Seele baumeln zu lassen.

4. HotSpot in Berlin: RAW-Gelände bei Tag

Astra, Cassiopeia, Haubentaucher, Suicide Circus. Ich glaube ich brauche nicht weiter aufzuzählen, das RAW-Gelände in Friedrichshain ist Partygängern weltweit durchaus bekannt. Warum ich es NICHT mag, dort nachts unterwegs zu sein? Einmal wurde ich selbst beklaut – alles war nach der Partynacht weg. Ein zweites Mal konnte ich bestens beobachten, wie eine Gruppe junger Männer eine andere Frau bestohlen hat. Ich war ein absoluter Schisser, denn ich habe nichts unternommen aus Angst, die Truppe geht danach auf mich los und ich bin wieder alles los. Das RAW-Gelände ist mir nachts somit sehr suspekt und ich muss ständig an diese zwei Vorfälle denken.

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Das RAW-Gelände: Eine Oase der Kreativität mitten in Berlin.

Warum es trotzdem zu meinen Berliner HotSpots zählt? Aufgrund der Anziehung, die es tagsüber auf mich ausübt. Graffitis wohin das Auge blickt – und noch sehr gute dazu! Kommt man von der U bzw. S-Bahn Warschauer Straße und steigt die paar Treppen zum RAW-Gelände herunter, hat man das Gefühl eine Oase der Kreativität zu betreten. Dies haben wir wohl dem RAW-tempel e.V. zu verdanken, der sich für die Förderung kultureller Zwecke einsetzt. Ich liebe es über das Gelände zu schlendern, um Ecken zu biegen, durch Tore zu gehen ohne zu wissen, was sich seit dem letzten Besuch wieder verändert hat. Ist man mit einer Kamera bewaffnet, drückt man den Auslöser im 10-Sekunden-Takt. Es gibt natürlich auch hier die Möglichkeit auf Liegestühlen oder Bänken zu entspannen, sich eine Erfrischung oder Kaffee zu gönnen, um danach wieder imstande zu sein die volle kreative Ladung des Geländes aufzusaugen. Da sonntags sowieso der Tag der Flohmärkte in Berlin ist, findet natürlich auch auf dem RAW-Gelände einer statt.

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Einer der vielen sonntäglichen Trödelmärkte in Berlin- hier auf dem RAW-Gelände.

Ich werde meine Lieblingsorte, aber auch die Stadt im Allgemeinen, sehr vermissen. Dennoch brauchte ich jetzt nach vier Jahren „geregeltem“ Leben wieder etwas neues. Somit freue ich mich unendlich auf mein Australien-Abenteuer und freue mich zu wissen, dass Berlin immer Berlin bleiben wird. Unverwechselbar, bunt, quirlig und immer für eine Überraschung gut.

 

Autorenprofil

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Christina reist gemeinsam mit ihrem Freund seit Juli 2016 durch Australien. Ihre Leser/innen verfolgen die Beiden seit der ersten Minute auf Christinas Blog On Brink und begleiten sie auf ihrem Slow Travel Abenteuer durch Australien. Im Normalfall sind die Beiden langsam unterwegs und für lange Zeit an einem Ort. Hauptsächlich geht es auf On Brink um Australien, durch ihren Trip nach Indonesien wird es aber auch dazu bald einige Beiträge geben.

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Natürlich findet ihr Christina auch bei Facebook oder Instagram

 

5 Kommentare

  1. Hey! Für mich, als jemand der in Brandenburg lebt, ist es immer wieder interessant, wie Berliner (hier zähle ich mal die Ur-& Wahlberliner zusammen) und Nichtberliner Berlin wahrnehmen und erleben. Ich zähle mich jetzt nicht als Berliner Touri, da ich in den letzten Jahren schon häufig in der Stadt war, ob, um Konzerte oder Freunde zu besuchen oder was zu unternehmen… und dabei nicht die typischen Hotspots abklappere. Letztens bin ich sogar allein zu einem Konzert nach Berlin… Wobei ich mich frage, ob es diese Hotspots in Berlin wirklich gibt, da ich mal halbwissend behaupten würde, dass sich keine andere Stadt so schnell wandelt, wie Berlin. Für mich ist Berlin vor allem eines: eine Welt, in der es nichts gibt, was es nicht gibt.

    • Da hast du natürlich recht. Tipps zu geben für eine Stadt, die im ständigen Wandel ist, kann auf Dauer nicht aktuell sein. Aber zumindest für eine Weile :-). Und irgendwann gibt es dann die neuen „Hotspots“ ;-). Viele liebe Grüße nach Brandenburg

      • Ach für eine Weile sind sie bestimmt aktuell. ? ich finde es nur immer wieder spannend, wie meine Freunde, die in Berlin Leben, und ich Berlin wahrnehmen – total unterschiedlich. ? so wie Christina es eben auch macht. Ich glaube wenn man in Berlin wohnt entdeckt man Ecken
        , die jemand, der nur mal zu Besuch da ist, wahrscheinlich nicht sehen wird, weil Berlin einfach so groß ist.

      • Liebe Bine, aber dafür ist ja glaube ich Katharinas Rubrik „Tipps von Locals“ gemacht. Damit eben auch Besucher, die nur für ein paar Tage in Berlin sind mal die Chance haben über Ecken zu erfahren, die sie nicht in jedem Reiseführer lesen.

  2. Ihr habt alle recht. Habe zwölf Jahre in Berlin gewohnt und gearbeitet. Kreuzberg und Neukölln oder besser gesagt kreuzkölln waren mein Kiez. Wohne nun seit Januar im drei Länder eck Bodensee ums eck, die Alpen , Schwarzwald Natur pur. Und doch vermisse ich das dicke B. Meinen Kindern 5 und 3 geht’s gut hier und die geniessen ihre neue Freiheit. Tja u d ich, ich schaue manchmal traurig in den Garten und den Wald und vermisse den Kiez. Unglaublich hätte ich nie für möglich gehalten. Und mir kommen so manche ecken in Erinnerung die ein touri nie zu sehen bekommen. Und deshalb vermisse ich Berlin so sehr.

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