Leser Interview – eure Reisefragen

Ich hatte euch gebeten, mir Löcher in den Buch zu fragen und das habt ihr gemacht. Da es wirklich viele waren, habe ich sie in drei Blogposts unterteilt. Der erste lief unter Meine privaten Fragen – ich habe ein bisschen über die Liebe, meine Tattoos und mehr aus dem Nähkästchen geplaudert. Diesmal widme ich mich in meinen Antworten ganz dem Thema „Reisen“.

Lombok beach

Reisefragen – Fragen von Patrizia

Wohin ging deine erste Reise?

Meine allererste Reisen ins Ausland ging damals mit meinen Eltern und einer befreundeten Familie nach Italien, in die Toskana. Laut meiner Eltern war es ein Horrorurlaub, da ich wohl die ganze Autofahrt üer geweint und geschrien habe (was sowieso eine meiner Spezialitäten als Kind war) und wir Kinder uns später unerbittliche Willenskämpfe geliefert haben, wie z.B. an welche Familie das Senfglas mit den süßen Pinguinen geht, während die andere mit den minder putzigen Eulen auf dem Glas Vorlieb nehmen musste. Für mich ist die Erinnerung an meine erste größere Reise jedoch abenteuerlich bis zuckersüß. Italien, das sind für mich seither wilde Brombeeren, frisch gemähte Felder, durch die man endlos tollen kann, und Raupenachterbahnen am Meer. Ti amo, bella italia.

 

Reisefragen – Fragen von Marion

Marion schreibt zusammen mit ihrem Partner Daniel auf Geschichten von unterwegs über Reisen rund um den Globus.

Warum reist du so viel?

Schon immer wollte ich viel Reisen und seitdem ich es kann, tue ich es somit auch. Das war jedoch ein langer Weg, mir diesen Lebensstil aufzubauen. Die Freiberuflichkeit war der grundlegende Stein – ohne diese wäre es nicht gegangen und natürlich hilft auch der Blog ungemein. Aber ich würde gerne die Möglichkeit haben, noch ein bisschen mehr reisen zu können und arbeite aktuell daran.

 

Was genau gefällt dir am Reisen am besten?

Das Gefühl von Freiheit, das Unterwegssein. Vielleicht ist es eine Art Sucht, aber der Aufbruch an einen neuen Ort (auch wenn ich vorher schon dort war) gibt mir immer irgendwie einen Kick. Kurz vor der Reise habe ich oft eigentlich gar keine richtige Lust. Das Kofferpacken nervt mich, das Planen von der Anreise zum Flughafen auch. Doch wenn ich dann erstmal am Flughafen stehe oder in den Zug einsteige, dann überkommt mich ein einmaliges Glücksgefühl.

Istanbul Flug

Ich liebe das Gefühl des Unterwegsseins

Außerdem interessiert mich einfach Interkulturelles ungemein. Ich finde nichts faszinierender als so viel wie möglich über das Leben in anderen Ländern zu erfahren. Wenn ich Menschen aus anderen Ländern und Kulturen hier in Deutschland kennenlerne, denke ich fast immer direkt daran, dass ich dieses Land selbst einmal besuchen möchte. Und da ich Deutsch als Fremdsprache unterrichte, denke ich das somit verdammt oft.

 

Glaubst du das Reisen auch eine Art Flucht vor der Realität bzw dem Alltag ist?

Nein, ich verstehe auch nicht, warum man das Vielreisenden so oft unterstellt. Ich liebe auch mein Leben hier in Deutschland. So wohne ich in einer wunderschönen Wohnung, liebe meine Unterrichtstätigkeit (außer das frühe Aufstehen) und habe tolle Freundinnen in meiner Region, die zudem meine allerliebste in Deutschland ist. Doch ich mag einfach das Unterwegssein, die Abwechslung und das Kennenlernen anderer Länder. Das ist mein Hobby oder viel mehr noch, meine größte Leidenschaft. Viel trauriger fände ich eigentlich, wenn man so etwas nicht hätte. Bei anderen sind es vielleicht Sport, Kunst, Autos oder sonst etwas. Man fragt ja auch nicht, ob die wöchentlichen Museumsbesuche eine Flucht aus der Realität sind. Zumal Reisen einfach ein Teil meiner Realität und meines Alltags sind. Ich liebe übrigens auch meinen Alltag in anderen Ländern, von dem ich als langsam Reisende eine Menge habe.

 

Reisefragen – Fragen von Andrea

Andreas Blog trägt den wundervollen Namen Indigo Blau. Hier schreibt sie über Reisen, vor allem unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit.

Gibt es denn Herzensorte auf deinen Reisen für dich?

Ohja, die gibt es natürlich. Es sind mehrere und ganz verschiedene. Unter anderen gehören diese drei dazu:

Amsterdam: nach dem oben beschriebenen Italiendisaster (aus Perspektive meiner Eltern) beschlossen sie fortan nur noch näher liegende Länder mit mir zu bereisen. So wurden bald die Niederlande zu unserem Sommerreiseziel und schnell lernte ich das Land lieben. So sehr, dass ich später an der Uni Niederlande-Studien studiert und nach dem Studium auch drei Jahre in den Niederlanden gewohnt habe. Meine Lieblingsstadt ist und bleibt dabei Amsterdam. Die Niederländische Hauptstadt ist mit ihren gut 700.000 Einwohnern übersichtlich und trotzdem voller Leben, hip und bei den Trends uns immer einen Schritt voraus. Außerdem ist Amsterdam einfach makellos schön, besonders an den Grachten.

Bali: über Bali lasse ich mich ja immer wieder lang und breit auf dem Blog aus. Es gibt sicherlich viele Faktoren, warum Bali für mich die Herzensinsel geworden ist. Zum einen vielleicht, da ich sie kurz nach dem Tod meiner Mutter vor zweineinhalb Jahren zum ersten Mal besucht habe und mich dort trotz meiner traurigen Situation sofort wohl und geborgen gefühlt habe. Außerdem liebe ich Balis Menschen, die schönen Cafes, Spas und Shops. Außer in Australien war es noch nirgends so leicht für mich, an glutenfreie und gesunde Speisen zu kommen, wie auf Bali.

Tempel

Ach Bali…

Köln: zwar kein Reiseort in dem Sinne, aber immer der Ort meines Herzens. Ich bin ursprünglich keine Kölnerin, sondern komme aus Hildesheim in Niedersachsen, aber Köln ist etwas ganz besonderes für mich und für immer meine Lieblingsstadt. Warum ich dann in Düsseldorf wohne? Ganz einfach, die Wohnung war günstiger und mein Stadtteil hat die perfekte Zuganbindung nach Köln. Außerdem finde ich das gesamte Rheinland traumhaft.

 

Wonach suchst du deine Reiseziele aus?

Ganz unterschiedlich, quasi nach Lust und Laune. Einige Faktoren sind aber natürlich immer wiederkehrend. So brauche ich einfach ein bisschen Leben um mich herum. Mehr als ein paar Tage in der Natur halte ich nicht aus. Dafür beobachte ich einfach viel zu gerne Menschen, erschließe mir daraus typische Verhaltensweisen des Landes, erkenne dortige Trends und spinne mir Geschichten im Kopf zusammen.

Auch wichtig ist es, dass ich etwas zu essen finde. Für die meisten Menschen ist das kein wichtiges Kriterium, doch ich bin als Vegetarierin mit Glutensensibilität einfach extrem eingeschränkt. Und wer es schonmal erlebt hat, sich an einem Reiseziel zu befinden, wo es einfach nichts gibt, das einem schmeckt, der weiß, wie sehr dadurch die Qualität des Aufenthalts gemindert wird.

Lissabon Essen Ink

Das Essen am Reiseziel ist sehr wichtig für mich

Und das liebe Geld, das spielt natürlich auch eine Rolle. Vermutlich würde ich schon andere Reiseziele wählen, wenn Geld keine Rolle spielen würde. Dann wäre ich vielleicht auch mal mehrere Wochen in den USA, Kananda, Paris, o.ä., während ich aktuell für längere Zeit eher nach Südostasien fliege, einfach weil ich mir dort ein gutes Leben leisten kann, ohne mich finanziell in Unkosten zu stürzen.

 

Reisefragen – Fragen von Bine

Bine ist eine meiner treuen Stammleserinnen. Sie hat mir zahlreiche Fragen gestellt, unter anderem auch folgende.

 

Glaubst du, du würdest auch so viel alleine reisen, wenn du nicht die Möglichkeit hättest, deine Erlebnisse in zb deinem Blog oder auf anderen Wegen mit anderen zu teilen?

Definitiv, denn ich habe ja nicht erst für meinen Blog mit dem Alleinreisen begonnen. Allerdings hat sich diese Art des Reisens durch das Bloggen noch verstärkt. Aber nicht, weil ich dadurch meine Erlebnisse teilen kann, sondern weil es ein Teil meiner Arbeit ist und ich auf fast allen meiner Reisen somit auch arbeiten muss. Und das lässt sich mit den meisten Reisepartnern einfach nicht vereinbaren.

 

Welche Verhaltensweisen bzw Kulturen in anderen Ländern, glaubst du, wären in Deutschland undenkbar?

Unendlich viele. Genauso wie zahlreiche unserer Verhaltensweise in manchen Ländern undenkbar sind. So finde ich es zum Beispiel witzig, dass Asiaten (Männer wie Frauen) mir ganz oft als zweite oder dritte Frage stellen „Bist du verheiratet?“. Das ist ja bei uns etwas privates und käme sehr komisch rüber, dort jedoch gar nicht. Es klärt einfach die gesellschaftliche Einordnung, quasi ob du versorgt und abgesichert bist.

Oder das Essen mit den Händen, welches in Malaysia und Indonesien ganz normal ist, teilweise auch in Restaurants. Das ginge bei uns natürlich auch gar nicht, zumindest wenn es sich nicht gerade um ein Stück Pizza oder Brot handelt. Diese Liste ließe sich aber wirklich noch bis ins Endlose weiter führen.

 

Hast du schon mal Einheimische kennengelernt, die dich danach mal in Deutschland besucht haben?

Da musste ich nun erst einmal überlegen, aber mir fällt niemand ein. Auf jeden Fall habe ich aber schon andere Reisende kennengelernt, die mich dann besucht haben. Beispielsweise habe ich auf meiner ersten Bali-Reise in meinem dortigen Lieblingshotel, dem Chillhouse, Jen aus den USA kennengelernt, die gerade auf Weltreise war. Und sie hat mich dann einige Monate später in Düsseldorf besucht.

 

Vielen Dank an alle, die mir Fragen geschickt haben. Im dritten Teil wird es dann um das Thema „Blog/bloggen“ gehen.

 

6 Kommentare

  1. Das sind wieder sehr interessante Fragen und Antworten! ?

  2. Danke, liebe Katarina, das hat mich aber gefreut heute zu lesen. Und total spannend, Amsterdam also. Bali wusste ich ja schon. Sonnige Grüße, Andrea

    • Danke Andrea. Ja, ich war leider viel zu lange nicht in Amsterdam, aber die Stadt ist und bleibt in meinem Herzen :-). LG

  3. Wow, deutsch als Fremdsprache, da hast du wohl einen Beruf geangelt, der es dir ermoeglicht die Welt zu sehen. 🙂
    x finja | http://www.effcaa.com

    • Ja, da hast du recht, Finja. Und mit dem Blog, der mitterweile ja auch meine Arbeit ist, wird das Sehen der Welt auch leichter :)!

  4. Pingback:Leser Interview Teil 3 - eure Fragen zum Bloggen - so nah und so fern

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